Gestaltung von Übergängen: Modelle für mehr Durchlässigkeit – Ausbildungskompass Chemie

Immer mehr Hochschulen und Organisationen setzen sich aktiv dafür ein, Studierende bei Unsicherheiten und Zweifeln zu unterstützen und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. Ein besonderer Ansatz zur Förderung von Durchlässigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung ist das Projekt „Ausbildungskompass Chemie“ an der Georg-August-Universität Göttingen. Ziel ist es, Studierenden und Auszubildenden einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen – sei es vom Studium in die Ausbildung oder umgekehrt.

Warum dieses Projekt wichtig ist

Das Chemiestudium gehört mit einer Abbruchquote von fast 50 Prozent zu den Studiengängen mit den höchsten Ausstiegsraten. Genau hier setzt das Projekt an:

  • Förderung der Diversität: Es soll mehr Durchlässigkeit zwischen Hochschule und Ausbildung geschaffen werden.
  • Frauenförderung: Frauen sollen motiviert werden, ein Studium aufzunehmen und ihren Weg in der Wissenschaft fortzusetzen.
  • Abbau von Hürden: Viele ehemalige Auszubildende zögern, ein Studium zu beginnen – das Projekt möchte diese Barrieren abbauen.

So bietet der „Ausbildungskompass Chemie“ Studierenden, die einen Studienabbruch erwägen, die Möglichkeit, ohne Zeitverlust in eine Berufsausbildung zu wechseln. Gleichzeitig werden Auszubildende ermutigt, ein Studium aufzunehmen, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Wie das funktioniert

Das Projekt ist ein Kooperationsnetzwerk aus Unternehmen, Berufsschulen, Beratungsstellen und der Universität Göttingen. Ziel ist es, diese Form der Beratung dauerhaft in der Hochschulkultur zu verankern und so langfristig tragfähige Übergänge zu ermöglichen.

Neben der individuellen Beratung werden auch Anrechnungsstrukturen zwischen Studium und Ausbildung etabliert. Ergänzend dazu gibt es niedrigschwellige Formate wie „Coffee Breaks“, bei denen sich Teilnehmende über ihre Erfahrungen austauschen, neue Einblicke gewinnen und persönliche Kontakte knüpfen können. Für Studierende, die noch unsicher sind, bietet das Projekt zudem „Schnupperpraktika“, um praktische Einblicke in den Ausbildungsalltag zu ermöglichen.

Gefördert wurde das Projekt durch Mittel des Europäischen Sozialfonds, die Europäische Union und das Land Niedersachsen. Die zentralen Maßnahmen sind nun in den Regelbetrieb überführt.

Beispiele aus der Projektpraxis

Der „Ausbildungskompass Chemie“ hat bereits vielfältige Übergänge ermöglicht:

Wege ins Studium: Viele fertig ausgebildete Technische Assistent*innen entscheiden sich für ein anschließendes Studium – die Anerkennung ihrer Praktika ist dabei inzwischen Routine.

  • Wege in die Ausbildung: Auch Studierende, die ihr Studium abbrechen, finden dank gezielter Beratung neue Perspektiven im Ausbildungssystem.
  • Studium auch ohne Abitur: Im Rahmen der Niedersächsischen Hochschulgesetzgebung können Studieninteressierte auch ohne Abitur ein Studium aufnehmen. Die Fakultät für
  • Chemie bietet hier über Gasthörerschaften und Praktika die entsprechenden Rahmenbedingungen.
  • Teilzeitmodelle: Flexible Teilzeitstudiengänge erleichtern den Übergang von der Ausbildung zum Studium.

Erfolgsfaktoren

Für eine erfolgreiche Vermittlung spielen vier Elemente eine zentrale Rolle:

  1. Ein starkes Netzwerk mit Ausbildungsstätten und Schulen, das neue Perspektiven eröffnet.
  2. Eigene Ausbildungsexpertise, um passgenau beraten und vermitteln zu können.
  3. Nachhaltige Kooperationen, die eine langfristige Bindung zwischen Ausbildung und Studium sichern.
  4. Rechtliche Rahmenbedingungen für einen offenen Hochschulzugang mit Alternativen zum Abitur gezielt nutzen und mit eigenen Angeboten adressieren.

Der „Ausbildungskompass Chemie“ zeigt, wie Vernetzung, Offenheit und individuelle Beratung helfen können, Bildungswege flexibler zu gestalten und Studierende wie Auszubildende gleichermaßen zu stärken.

Wir bedanken uns herzlich dafür, dass Projektvertreter*innen den „Ausbildungskompass Chemie“ im Rahmen des Workshops „Modelle für mehr Durchlässigkeit“ auf unserem Fachtag „Studienzweifel: Prävention durch Kooperation“ am 19.02.2025 in Göttingen vorstellten. Falls Sie nicht dabei waren: Werfen Sie gern einen Blick in unsere Dokumentation des Fachtages.