Beruf hat mit Berufung zu tun

Felix Stankewitz hat es geschafft. Nach seiner 18-monatigen, verkürzten Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration hat er nun einen festen Platz als Mitarbeiter im Team von wycomco.

„Mein Vater riet mir, nach dem Abitur den Weg über die betriebliche Ausbildung zu wählen. Eine duale Ausbildung hatte ich aber damals gar nicht im Blick, für meine Freunde und mich war völlig klar, dass der Weg nach dem Abitur unweigerlich zur Uni führt.“ Für Felix Stankewitz, der an einem renommierten Berliner Gymnasium ein gutes Abitur absolvierte, gab es nie Zweifel am Weg der akademischen Laufbahn. Doch der Weg ist lang und sehr steinig.

Beginn einer kompletten Neuorientierung

Er studiert Elektrotechnik, wechselt in die Informatik und steht nach zehn Jahren noch immer ohne Abschluss da. Schweren Herzens trifft er die Entscheidung, die Universität zu verlassen. „Als ich mich mit dem Gedanken trug, mein Studium an den Nagel zu hängen, vertraute ich mich damals nur meiner Familie und den engsten Freunden an.” Mit Anfang 30 begibt er sich auf die Suche nach einer Alternative und er weiß, dass es ohne Abschluss nicht leicht wird. Ein glücklicher Zufall kommt ihm zu Hilfe. Bei seinen Recherchen wird er auf das Programm „Your Turn“ der Berliner IHK aufmerksam; und erhält Unterstützung. Der Beginn einer kompletten Neuorientierung.

Eine Bestandsaufnahme seiner bislang erworbenen Kenntnisse und eine passgenaue Vermittlung zur IT-Beratung wycomco helfen Felix Stankewitz dabei, einen geeigneten Ausbildungsplatz als Fachinformatiker für Systemintegration zu finden. Für seinen neuen Arbeitgeber ist das Bewerbungsgespräch entscheidend. „Wenn die Geschichte, die hinter einem Studienabbruch steckt, plausibel vermittelbar ist, dann sind wir sehr offen, jungen Menschen eine Chance im Unternehmen anzubieten“, sagt Daniel Zapf, Geschäftsführer von wycomco. In Deutschland, sagt er, sei das Thema Studienabbruch mit dem Begriff „Scheitern“ überwiegend negativ besetzt. Für Daniel Zapf ist wichtig, dass eine reflektierte, bewusste Entscheidung getroffen wird und diese offen und ehrlich im Bewerbungsgespräch zur Sprache kommt. Felix Stankewitz’ Flucht aus der Universität war glaubwürdig. Sein Wille und auch der Mut, einen beruflichen Weg neu aufzustellen und das Stück Lebens- und Lernerfahrung aus dem Studium, waren für Geschäftsführer Zapf überzeugend genug. „Beruf hat etwas mit Berufung zu tun,“ so Daniel Zapf.

Vorhandene Kompetenzen nutzen

Ihm geht es nicht um Dankbarkeit von Studienaussteigern, wenn er sie an Bord nimmt. Er weiß um ihre schon vorhandenen Kompetenzen: Strukturiertes Arbeiten und selbständiges Lernen, Methodenkompetenz, sich Prozesse zu erarbeiten, all dies sind Fähigkeiten, die auch Felix Stankewitz als Studienabbrecher mitbringt und die angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung vieler Arbeitsbereiche gerade in der IT-Branche stark gefragt werden. „Bei Felix’ Hintergrund und Herangehensweise konnten wir ihn bereits nach einem halben Jahr in das Auftragsgeschäft einbinden und er hat sich dabei beweisen können“, sagt Daniel Zapf.

Bereits nach 18 Monaten kann Felix seine Ausbildung beenden. Hierfür waren seine abgeschlossenen Studiensemester sowie die hier erreichten Leistungspunkte des Studiums ausschlaggebend. „Im Grunde ist eine verkürzte Ausbildung wie eine verlängerte Probezeit. Bei wycomco hatten wir von vorn herein die gemeinsame Perspektive und das Übernahmeziel im Auge“, sagt Daniel Zapf.

Felix Stankewitz hat heute im Unternehmen ein vielfältiges Spektrum an Aufgaben, berät die Kunden vor Ort und konzipiert in einem interdisziplinären Team Lösungen der Systemintegration, Migration von Serversystemen, Umgang und Integration von Komponenten und anderes mehr. wycomco entwickelt individuelle Lösungen für Kunden, daran ist Felix Stankewitz konzeptionell beteiligt und erarbeitet Vorschläge, berät sie. „Beratung ist spannend, weil sie Gestaltungsspielraum beinhaltet“, weiß Felix Stankewitz. Ganzheitliche Aufgabenstellungen werden kreativ und innovativ behandelt, um das beste Ergebnis für die Kunden hervor zu bringen.

 

Fotos: Anna Weise
Text: Ina Krauß

Dieser Erfahrungsbericht ist im Rahmen des Projekts „Queraufstieg Berlin“ entstanden. Das Projekt wurde von 2016 bis 2020 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als „Leuchtturmprojekte Studienabbruch“ im Rahmen der Bund-Länder-Vereinbarung zur Initiative „Bildungsketten“ gefördert.